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Gender
Das Wort Gender kommt aus dem Englischen und bezeichnet die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern. Diese sind – anders als das biologische Geschlecht – erlernt und damit auch veränderbar. Ein wichtiger Begriff ist hier auch „Gender-Mainstreaming“. Es steht für die gesellschaftliche Gleichstellung von Frau und Mann.
Sexuelle Vielfalt
Das Geschlecht eines Menschen sowie seine Sexualität tragen neben seiner Herkunft, seinem Alter oder seiner Weltanschauung maßgeblich zur Bildung einer Identität bei. Der Begriff „geschlechtliche Identität“ bezeichnet das elementare Selbstverständnis über das geschlechtliche Wesen eines Menschen. Grundlegend dabei ist, wie ein Mensch sich selbst wahrnimmt und von anderen wahrgenommen werden will.
Die geschlechtliche Identität umfasst neben dem biologischen und dem sozialen Geschlecht auch die sexuelle Orientierung. Dieser Begriff beschreibt, auf wen sich die Sexualität eines Menschen richtet. Die sexuelle Orientierung kann zum Beispiel auf das andere (heterosexuell) oder das gleiche Geschlecht (homosexuell) oder auf beide Geschlechter (bisexuell) gerichtet sein.
Zur Diversity-Dimension der geschlechtlichen Identität zählen auch Transgender-Menschen – also Menschen, die sich mit ihren biologischen Geschlechtsmerkmalen nicht oder nur unvollständig identifizieren können. Zur Transgender-Gruppe gehören auch Menschen, die sich mit der Geschlechtsrolle, die ihnen bei Geburt anhand der biologischen Geschlechtsmerkmale zugeschrieben wurde, gar nicht oder nur in unzureichender Weise charakterisieren lassen wollen.
Lesbisch, schwul, bisexuell oder trans* zu sein, ist in unserer Gesellschaft noch immer nicht selbstverständlich. Menschen müssen ihre Empfindungen erklären, wenn sich ihre sexuelle Orientierung nicht (nur) auf das andere Geschlecht richtet oder wenn ihre geschlechtliche Identität nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Diese Herausforderung gilt nochmals mehr für Jugendliche, da ein inneres Coming-out, d.h. die Bewusstwerdung der eigenen sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität, oft im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter stattfindet.
Lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Jugendliche und junge Erwachsene (LSBT*) sehen sich neben den altersgemäßen Anforderungen des Erwachsenwerdens zusätzlich mit Fragen konfrontiert, wie: Fühle ich mich zu Jugendlichen des gleichen oder des anderen Geschlechts hingezogen? Oder zu beiden? Kann es sein, dass ich mich als „Mädchen“ fühle, obwohl ich bisher als „Junge“ groß geworden bin? Kann es sein, dass ich mich als „Junge“ fühle, obwohl ich bisher als „Mädchen“ groß geworden bin? Kann und will ich mein Geschlecht überhaupt als eindeutig „männlich“ oder „weiblich“ benennen? Nach einem inneren Coming-out müssen sich LSBT*-Jugendliche darüber klar werden, ob und wenn ja, wann und mit wem sie über ihr Empfinden sprechen wollen – ob sie also den Schritt eines äußeren Coming-outs gehen wollen.
Gerade in dieser Situation von Jugendlichen ist es wichtig, dass wir als Jugendverbände die Jugendlichen unterstützen und ein Zuhause im Jugendverband geben.
Sprache als Machtmittel
Sprache verwenden wir wie selbstverständlich, damit verwenden und transportieren wir bewusst oder unbewusst bestimmte Bilder und vor allem auch zugrunde liegende gesellschaftliche Machtverhältnisse. Durch Machtverhältnisse erfolgt eine Art von Diskriminierung und damit auch Gewalt. Sprache kann somit auch ein Instrument von Gewalt sein.
Durch einen sensiblen Sprachgebrauch tragen wir aktiv zur Gleichberechtigung der Geschlechter bei und zu einer wertschätzenden Ansprache aller. Aus diesem Grund gibt es die gendersensible Sprache, d.h. auch Schreibweise.
In nachfolgendem Link findet ihr auch mehr Informationen zu den Sprach-, vor allem aber Schreibformen, also was hat es mit der *-Schreibweise oder dem Unterstrich, dem sogenannten Gender-Gap, auf sich: feministisch-sprachhandeln.org/wp-content/uploads/2015/04/sprachleitfaden_zweite_auflage.pdf
Wisst ihr, wofür LSBTIQ steht oder was genau Cisgender ist?
L - Lesbisch
S - schwul
B - bisexuell
T - transsexuell
I - intersexuell
Q - queer
Dies sind nur sechs Begriffe von ganz vielen, die dir im Zusammenhang mit geschlechtlicher und sexueller Identität über den Weg laufen.
Mehr findest du u.a. unter den nachfolgenden Links:
echte-vielfalt.de
www.aug.nrw
www.queerformat.de
Jugendarbeit im Que(e)rschnitt
Mit der multimethodischen queeren Studie „Jung, LSBTIQ* und die Jugendarbeit in Niedersachsen“ haben der Landesjugendring Niedersachsen e.V. und das Institut für Diversitätsforschung an der Universität Göttingen gemeinsam in Erfahrung gebracht, wie LSBTIQ*-Jugendliche ihre Lebenswelt einschätzen, welche Bedarfe an Unterstützung sie haben, was ihnen fehlt und was ihnen hilft, um ihre Identität zu finden und zu leben und welche Rolle dabei insbesondere Erfahrungen in der Jugendarbeit spielen. Mehr Informationen auf neXTqueer.de. Die Langfassung der Studie zum Download (PDF).
DJI-Studie „Coming-out – und dann...?!
Mit dem Forschungsprojekt „Coming-out – und dann...?!“ des Deutschen Jugendinstituts wird zum ersten Mal die Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen und jungen Erwachsenen bundesweit wissenschaftlich in den Blick genommen. Ein Augenmerk des Forschungsvorhabens lag vor allem auf den unterschiedlichen Coming-out-Verläufen und den Diskriminierungserfahrungen von LSBT*-Jugendlichen und jungen Erwachsenen. www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2015/DJI_Broschuere_ComingOut.pdf
Hessischer Jugendring „Wie leben lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Jugendliche in Hessen? Gesellschaftliche Teilhabe und Unterstützung von queeren Jugendlichen
In der seit 2016 durchgeführten Studie des Hessischen Jugendrings geht es vor allem darum, nach einem 1. Teil in Form einer Biografie-Studie die Ergebnisse auf die Angebote der Jugendarbeit zu übertragen. www.hessischer-jugendring.de
Wie kann das Thema sexuelle Vielfalt in der eigenen Jugendgruppe, Juleica-Ausbildung oder auch Delegiertenversammlung angesprochen und behandelt werden? In diesem Kapitel werden ein paar Beispiele benannt.
Rechtliche Grundlage für die Jugendarbeit
Die individuelle Sexualerziehung gehört in erster Linie zu dem natürlichen Erziehungsrecht der Eltern im Sinne des Art. 6 Abs. 2 GG; der Staat ist jedoch aufgrund seines Erziehungs- und Bildungsauftrages (Art. 7 Abs. 1 GG) berechtigt, Sexualerziehung in der Schule durchzuführen. In der außerschulischen Bildungsarbeit können Jugendverbände deswegen zwar über das Geschlechterverhältnis oder über die Vielfalt sexueller Identitäten und Lebensformen informieren, um Vorurteile und Diskriminierungen abzubauen. Allerdings darf keine sexuelle Aufklärung stattfinden, wie z.B., dass Kondome benutzt werden müssen etc.
Qualifizierungsmöglichkeiten
JULEICA-Modul zur sexuellen Vielfalt: www.queerformat.de
Materialien
Im Rahmen des Projektes neXTgender im Landesjugendring Niedersachsen e.V. ist bei der DGB-Jugend ein Ordner zur geschlechterreflektierenden Bildungsarbeit entstanden. Mehr zum Inhalt des Ordners ist hier zu finden: www.gender-bildung.de
Gerade, wenn sich Jugendliche in einem Coming-Out-Prozess befinden, ist es oft hilfreich, Unterstützung von außen oder von Personen zu bekommen, die sich in einem Themenbereich besser auskennen, als ihr vielleicht. Dafür gibt es auch im LSBTIQ-Kontext Beratungsstellen.
Hier könnt ihr u.a. weitere Informationen erhalten: www.andersraum.de
Hier findet ihr weitere Links zum Themenbereich, vor allem für das Thema im Kontext von Schule. Die vorgestellten Methoden lassen sich aber gut auf die Jugendarbeit übertragen.
berlin.lsvd.de/wp-content/uploads/2012/03/90Minuten_Handreichung.pdf
www.schule-der-vielfalt.de/2015-02-04-Schule-der-Vielfalt-Vortrag-Luecke.pdf
li.hamburg.de
Geändert am 09.08.2023 13:26 von Jugendserver Niedersachsen