Inhaltsverzeichnis |
Die Mädchenarbeit in der außerschulischen Jugendarbeit in Deutschland hat zwischen 1990 und heute zahlreiche Veränderungen durchlaufen. Politische, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen beeinflussten maßgeblich die Konzepte und Herangehensweisen. In Niedersachsen gab es ab 1991 das Modellprojekt Mädchen in der Jugendarbeit, welches dann als Förderprogramm »Lebenswelt bezogenen Mädchenarbeit« bis 2005 angeschlossen war. Informationen dazu gibt es hier: Niedersächisches Modellprojekt Mädchenarbeit
1990er Jahre: Erkennung und Anfänge
In den 1990ern war die Mädchenarbeit stark geprägt von den feministischen Bewegungen. Es wurden spezifische Räume geschaffen, in denen Mädchen sich ohne Jungen entwickeln konnten. Parallel dazu etablierte sich die Jungenarbeit als eigenständiger Bereich, um geschlechtsspezifische Herausforderungen und Sozialisationsprozesse von Jungen zu thematisieren und zu adressieren.
Das neue Jahrtausend brachte eine stärkere Integration der Mädchenarbeit in die allgemeine Jugendarbeit. Nun stand nicht nur die spezifische Förderung von Mädchen im Vordergrund, sondern auch eine gendersensible Jugendarbeit, die sowohl die Bedürfnisse von Mädchen als auch von Jungen berücksichtigte. Hierbei ging es darum, Geschlechterstereotypen bewusst zu reflektieren und pädagogische Ansätze zu entwickeln, die ein inklusives Verständnis von Geschlecht förderten.
Mit einer verstärkten gesellschaftlichen Diskussion um Genderthemen erweiterte sich der Fokus der Jugendarbeit. Neue Narrative und Begriffe reflektierten die Vielfalt der Geschlechteridentitäten. Gleichzeitig wurde die Information und Aufklärung über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Jugendarbeit immer wichtiger. Workshops, Bildungsprojekte und Beratungsangebote wurden geschaffen, um Jugendliche über verschiedene Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen aufzuklären und für Toleranz und Akzeptanz zu sensibilisieren.
Die Pandemie bedingte einen Wandel in der Art und Weise, wie Jugendarbeit stattfand. Digitale Formate wurden immer relevanter. Neben Mädchen- und Jungenarbeit wurde in diesem Zeitraum auch ein inklusiver Ansatz verfolgt, der alle Jugendlichen unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung einschloss.
Von 1990 bis heute hat sich die Mädchenarbeit in der außerschulischen Jugendarbeit enorm weiterentwickelt, und parallel dazu wurden auch andere geschlechtsspezifische und inklusive Ansätze in der Jugendarbeit gestärkt. Durch diese Entwicklung wurde gewährleistet, dass die Jugendarbeit geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in ihrer gesamten Bandbreite berücksichtigt und reflektiert.
Geändert am 09.08.2023 10:09 von Jugendserver Niedersachsen