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Donnerstag, 26. Januar 2012 - der Rucksack ist gepackt. Wieder einmal soll die Reise in den Kongo gehen. Hier eine kleine Vorbemerkung, bevor wir nachher in den Flieger steigen und dann nach gut 10 Stunden in der Luft (mit zusätzlich drei Stunden Transit in Addis Abeba) in Bujumbura, der Hauptstadt von Burundi direkt am nördlichen Tanganjikasee wieder festen Boden unter die Füsse bekommen.
Und wenn nicht zu viele Stromausfälle sind, gelingt dann hoffentlich auch, Euch wieder etwas vom Leben im Ostkongo und zum Schluß auch nochmal einige Eindrücke aus Äthiopien zu berichten.
Die Tage vor dem Abflug sind immer ziemlich hektisch. Da kam vorgestern noch ein Paket mit Solartechnik. Wird natürlich dringend gebraucht und einige unserer Partner hatten letzten September an einem Ausbildungskurs teilgenommen. Jetzt kam für sie Nachschub. Problem: Das Solarpanel misst 48x46 cm. Wie bekomm' ich das denn in den Rucksack? Auch die Reisetasche, die ich für alle Fälle schon bereithielt, schien zu klein. Aber ohne Panel kein »Homesystem« - und sowas bedeutet bei den ständigen Stromabschaltungen zuverlässig Licht, Laptop, Handyaufladen etc. Das muss also mit.
Aber, siehe da, Taschen haben manchmal die Eigenschaft sich zu dehnen. Irgendwie gings auf einmal doch rein, auch wenn jetzt die Form der Tasche nicht mehr so leicht wiederzuerkennen ist. Hauptsache das Ding ist drin. Darunter noch die beiden Solarpanel für die Lampen. Von einem LHL-Solar-Projekt in Nigeria wird auf folgenden Internetseiten berichtet: nigeria.l-h-l.org/?Reisebericht_Dezember_2010 und aktuell.solarenergie-fuer-afrika.de/?2._Solarworkshop_Kaduna_%28Nigeria%29_Dezember_2011. Wir hoffen demnächst ein ähnliches Projekt auch für den Ostkongo durchführen zu können.
In den letzten Tagen hatten wir noch eine breitere Diskussion zum Alt-Batterie-Problem. Wer das Kongo-Reisetagebuch im August letzten Jahres gelesen hat, wird sich erinnern, dass das "Alt-Batterien-Problem" fast wie ein roter Faden durch viele Gespräch ging, von denen ich berichten konnte. Vor ein paar Tagen hat Antonios aus Uvira uns folgendes Foto geschickt:
Was wir da letztes Jahr am 15. August 2011 (siehe Eintrag im Reisetagebuch) diskutierten, ist also nicht folgenlos geblieben. Grundschulkinder in Uvira am Tanganjikasee sammeln für ein paar Bonbons unzählige alte Batterien, die überall vor sich hinrosten - und werden natürlich auch angeleitet, sich anschließend die Hände zu waschen.
Doch was nun? Und das war der Grund für die Hektik. Was wir versuchten herauszufinden war, ob schon irgendwo in Afrika ein Recyclingprojekt für solche Batterien existiert. Aber möglicherweise, so unsere Schlüsse, ist das vorerst Fehlanzeige. Also: Überall auf dem afrikanischen Kontinent massenhaft Batterieeinsatz in Radios, Taschenlampen und und und - aber keinerlei Recycling. Was oft gemacht wird zur "Entsorgung" ist ja im letzten Reisetagebuch zu lesen. Zuletzt kamen wir auf eine Hamburger Stiftung, die sich um das Recycling von Batterien in Deutschland kümmert - oder per Gesetz kümmern muss. Aber sie sind natürlich leider nur für Deutschland zuständig.
Tja, wie weiter? Das ist die große Frage? Wir brauchen neue Ideen... Vielleicht sucht Ihr, liebe Leserin, lieber Leser des Jugendservers mal im Internet, ob sich schon ein solches Projekt findet...
Immerhin stecken Batterien voller »urbaner Rohstoffe«, die aufgrund steigender Rohstoffpreise immer wertvoller werden. Die Fachzeitschrift für Entwicklungshilfe »weltsichten« spricht bereits von "Schätzen im Schrott" - Sekundärrohstoffe aus 'urbanen Minen' würden immer wichtiger, ist da im Dezemberheft 2011 (externer Link) zu lesen. Aber wie installieren wir Batterie-Recycling im »Herzen Afrikas«? Eine von vielen Fragen, die uns begleiten, wenn wir aus der wohlgeordneten Welt der Industriegesellschaften im Norden in die agrarisch geprägte tropische Welt reisen, wo viele Menschen »von der Hand in den Mund« leben.
Die Tropen sind anders, ganz anders. Natürlich, dicke Pullover kann ich zu Hause lassen. Aber ich komme eben in eine Agrargesellschaft. Fast alle Nahrungsmittel auf dem Tisch sind unmittelbar vor der Haustür oder in der Region erzeugt worden.
Weite Bereiche Niedersachsen sind ja auch angeblich eine Agrargesellschaft. Aber der Unterschied zu einer »richtigen« Agrargesellschaft, wo fast alle Menschen von der Landwirtschaft leben, ist riesig. In Niedersachsen wird Landwirtschaft oft im industriellen Rahmen organisiert - und gut daran verdient, weil Menschen in großen Städten beliefert werden. In Afrika ist sie »Subsistenzwirtschaft«, man produziert für den eigenen Bedarf und kann nur ab und zu auch etwas verkaufen. Ich habe mal einen Freund gefragt, der beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz Katastrophenhilfe organisierte, ob er denn bei Bauern im Kongo einkaufe und er antwortete mir, er wolle gerne, aber sie seien auf die großen Mengen, die er benötige, nicht eingerichtet. Fast überall in Afrika sei man darauf nicht eingerichtet.... So werden in Gebieten, wo Menschen hungern, Nahrungsmittel aus den Industrieländern verteilt und die heimische Landwirtschaft, die evtl. hundert oder zweihundert Kilometer weiter weg vielleicht gute Ernten hat, bleibt darauf sitzen.
Bei Lernen-Helfen-Leben e.V. sind im Moment einige Mitglieder ganz begeistert von dem Angebot der Leute von einfaelle-statt-abfaelle.de, welche demnächst mal ein Seminar über Hühnerhaltung irgendwo auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein anbieten und wenn's gut läuft, wollen sie im März sowas auch speziell für Kinder und Jugendliche machen.
Kinder im Kongo wachsen überall, in der Stadt und auf dem Land mit Hühnern und Ziegen auf. Manchmal hat's auch Schweinevieh und oben auf den Bergen stehen Rinder. In Flüssen und Teichen hat's Unmengen an Fischen und wenn - tief im Regenwald - mal eine riesige Pythonschlange erlegt wird, dann hat das ganze Dorf genug zu Essen. Im Kochtopf gelten sie als Delikatesse. In der Wildnis sollte man ihnen besser nicht begegnen. Im Ostkongo hat's nur wenig Wald und deshalb keine Pythonschlangen. Wir fördern ja Aufforstungsprojekte und holzsparende Öfen, damit die Restwälder besser geschützt bleiben.
Bei der jetzt anstehenden Reise soll u.a. in Burhinyi auch die Gründung einer Genossenschaft weiter beraten werden. Die geplanten Ziegeleien in verschiedenen Ortschaften haben gerade diese Woche ihre "große" Fortbildung und können danach richtig loslegen. Wir hatten für fünf verschiedene Organisationen im Kongo (auch im Westen) Ziegelpressen gekauft, mit denen man Dachziegel, Bodenplatten und ganz normale Ziegelsteine herstellen kann, die dauerhaft haltbarer sind als die bisher "selbstgemachten" (und oft nur in der Sonne getrockneten), wie auf diesem Bild zu sehen ist.
In den nächsten Tagen und Wochen möchte ich Euch wieder einiges aus der tropischen Welt des Kongos erzählen. Wir werden aus dem deutschen Winter (der sich diesmal gar nicht so richtig blicken ließ bisher) an den sommerlich heißen Tanganjikasee kommen und erstmal 40 Grad im Schatten zu verkraften haben.
"Wir", das sind Henriette und ich. Henriette ist eine Försterin (im vorigen Jahr war ihr Kollege Philipp mitgefahren) und soll sich die Arbeit bei den Aufforstungen anschauen und dann - das hoffe ich sehr - den Partnern dort fachkundigen Rat in Sachen "Forstwirtschaft" geben. Denn sowas ist im Ostkongo fast unbekannt. Eine Forstverwaltung hat's höchstens für den Kahuzie-Biega-Nationalpark, wo einige Gruppen der letzten Gorillas zu Hause sind und der deswegen UNESCO-Weltkulturerbe ist ( whc.unesco.org/en/list/137) , aber im übrigen Land sind solche Kenntnisse unbekannt. Und Aufforstung ohne forstwirtschaftliche Fachkenntnisse ist auf Dauer nicht ausreichend. Wenn der Urwald einmal abgeholzt ist, wächst günstigenfalls ein "Sekundärwald" heran, den Menschen "bewirtschaften" - so ist das z.B. in Mitteleuropa. Und ein solcher tropischer Wald braucht auch seine Pflege. So werden wir in den nächsten vier Wochen genug Themen mit den kongolesischen Partnern zu beraten haben und ab und zu kann hier im Jugendserver hoffentlich darüber berichtet werden.