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Mehr als einer Million Kinder fehlen wesentliche Voraussetzungen für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und für späteren beruflichen Erfolg. Sie haben beispielsweise keinen Platz, um Hausaufgaben zu machen, können sich kein zweites Paar Schuhe oder vollwertige Mahlzeiten leisten und nehmen kaum an Freizeitaktivitäten Gleichaltriger teil. Nach wie vor entscheidet in Deutschland die familiäre Situation sehr stark über die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe der Kinder.
Der Bericht macht auch deutlich, dass viele Kinder und Jugendliche in Deutschland große Belastungen spüren. Das zeigt sich zum Beispiel an der starken Zunahme von körperlichen und psychischen Beschwerden, über die mittlerweile 40 Prozent der Jugendlichen berichten.
„In Deutschland bewegt sich zu wenig für Kinder", sagt Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Eine gute Kindheit darf nicht nur ein hehres Bekenntnis bleiben. Die neue Bundesregierung steht in der Verantwortung, deutlich mehr für Kinder zu tun. Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Deutschlands Zukunft sichern will, muss jetzt gezielt in Kinder investieren – insbesondere in diejenigen, die von Armut, Ausgrenzung oder fehlenden Chancen betroffen sind.”
Der seit 2006 erscheinende UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland untersucht anhand von sechs Dimensionen des kindlichen Wohlbefindens umfassend die Situation der aktuell 14 Millionen Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren und gibt Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft. Den diesjährigen Bericht hat das renommierte Deutsche Jugendinstitut (DJI) für UNICEF Deutschland mit insgesamt 27 wissenschaftlichen Expert*innen erstellt. Erstmals wurden auch 23 Jugendliche an der Schwerpunktsetzung und Ausgestaltung des UNICEF-Berichts beteiligt.
„Der Bericht macht deutlich, wie sich Armut auf wirklich alle Lebensbereiche von Kindern nachteilig auswirkt“, so Prof. Dr. Sabine Walper, die den Bericht als Vorstandsvorsitzende und Direktorin des Deutschen Jugendinstituts begleitet hat. „Das zeigt sich in den Bildungschancen, der Gesundheit, der gesellschaftlichen Teilhabe und selbst in den sozialen Beziehungen. Umso wichtiger ist es, Strukturen so zu reformieren, dass alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft faire Chancen auf ein gutes Aufwachsen haben.“
Cristian, einer der am Bericht beteiligten Jugendlichen, sagt: „Ich finde, niemand sollte ständig aufs Geld schauen müssen, nur um zu entscheiden, ob man etwas essen kann, an etwas teilnehmen darf oder zu einer Sportveranstaltung kann. Warum mir das wichtig ist? Ich habe in meiner Kindheit selbst damit zu kämpfen gehabt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, welche Auswirkungen Armut hat – und wie sehr einen das wirklich mitnehmen kann.”
Im internationalen Vergleich ist der Anteil der Kinder, bei denen grundlegende Bedürfnisse aus finanziellen Gründen nicht gestillt werden können, in Deutschland deutlich höher als in einigen anderen europäischen Ländern. Dazu gehören wirtschaftlich starke Länder wie Finnland oder Norwegen, aber auch wirtschaftlich schwächere, wie Slowenien oder Portugal.
Bei der Bekämpfung von Kinderarmut stagniert die Entwicklung in Deutschland seit Jahren. Die relative Armut von Kindern bewegt sich konstant um die 15 Prozent, 2023 waren es 14 Prozent. 1,9 Millionen Kinder leben heute von dem Bürgergeld ihrer Familie. Hinzu kommen Kinder, die mit Asylbewerberleistungen auskommen müssen.
Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden regelmäßig an gesundheitlichen Beschwerden. Im Jahr 2022 gaben 40 Prozent der 11-bis 15-Jährigen an, dass sie mehrfach pro Woche oder sogar täglich Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Schlafprobleme haben. Bei der früheren Erhebung im Jahr 2014 waren es nur 24 Prozent.
Ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen in Deutschland schätzt die eigene psychische Gesundheit und Lebenszufriedenheit als nicht gut ein. Auch hier sind die Werte alarmierend: Sie liegen bei 51 bis 67 von 100 Punkten – variierend nach Geschlecht und familiärem Wohlstand. Den niedrigsten Durchschnittswert haben finanziell benachteiligte Mädchen mit einem Wert von 51 – das liegt damit nur knapp über dem Schwellenwert von 50, der als Anzeichen einer Depression interpretiert wird.
Der UNICEF-Bericht unterstreicht die zentrale Rolle, die unterstützende Eltern und das weitere Umfeld für das Aufwachsen von Kindern haben. Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen fühlt sich zwar durch ihre Familien unterstützt, doch fällt Deutschland auch hier im internationalen Vergleich ab. Nur 54 Prozent der 15-jährigen Mädchen in Deutschland berichten von einer hohen familiären Unterstützung; in der Schweiz liegt der Anteil bei 69 Prozent. Auch von ihren Lehrkräften fühlen sich die Jugendlichen eher wenig unterstützt: Nur 26 Prozent der 15-jährigen Mädchen in Deutschland erleben die Unterstützung als hoch, in Norwegen zum Beispiel sind es dagegen 53 Prozent.
Es besteht großer Handlungsbedarf, damit möglichst alle Kinder und Jugendlichen gute Startbedingungen und Perspektiven für ihr weiteres Leben haben. UNICEF Deutschland hat ergänzend zum Bericht konkrete Handlungsempfehlungen für Bund, Länder und Gemeinden veröffentlicht.
Insbesondere empfiehlt UNICEF, gezielte Investitionen in besonders benachteiligte Kinder zu priorisieren und familiäre Ressourcen zu stärken, zum Beispiel durch den Ausbau des „Startchancenprogramms“ an Schulen, die Entwicklung vergleichbarer Ansätze für Kitas sowie ein Maßnahmenpaket zur Reduzierung von Kinderarmut.