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Inhaltsverzeichnis

1 IWC 04 Teilnehmer-innen Stimmen

2 Texte von und über Teilnehmende

2.1 Gedanken zum Film »Bergen-Belsen zum Beispiel«

Was bewirkt es, all dies historischen Fotografien und Materialien zu sehen? Weiß ich, welche Gefühle ich habe? Ist es möglich, eine Antwort zu bekommen? Letztlich gelingt es mir nicht einmal, die richtigen Fragen zu stellen. Ich werfe mir vor, nicht zu weinen und wenn ich weine, werfe ich mir vor, damit aufhören zu können. Das Zählen der Fakten, das Lesen aller Bücher oder das Erinnern an Orte, Daten oder Personen ist nur ein Bestandteil der Vergangenheitsbewältigung. Es symbolisiert die Kämpfe in meinem Kopf –und diesem Kopf ist es nicht möglich, eine Antwort zu produzieren.


»Bergen-Belsen«, »Holocaust« – was bedeutet das? Ist es wirklich möglich, diese Erfahrungen und Informationen rationell zu bewältigen? Ich vermute, nicht.


Ich bin unsicher über meine Gefühle und denke auch darüber nach, was ich fühlen muss.


Für einen kurzen Moment gaben mir einige Filmsequenzen die Chance, eine Art klare Meinung zu entwickeln: Es wurden einige maßgeblich beteiligte SS-Leute gezeigt, die den Tod von hunderttausend Juden, Minderheiten und politisch Gefangener verursachten. Nach der friedlichen Übernahme gab es Gerichtsprozesse und einige von ihnen wurden verurteilt. Einige Sekunden lang habe ich auch geurteilt – es könnte eine so einfache Lösung sein. Aber es ist zu simpel, meinen ûrger, die Trauer und all die beklemmenden Gefühle auf einige bestimmte Menschen zu projizieren.


Vielleicht ist es nur eine von verschiedenen emotionalen und kognitiven Taktiken, Schuld auf konkrete historische Personen zu legen, aber dies ist weder eine Erklärung noch ein Weg, zu verstehen, was geschehen ist und warum es geschehen konnte. Somit endete ich dort, wo ich anfangs stand – kreisend um die Frage nach der Bedeutung des Menschseins. Wir sind von der Evolution privilegiert, einen so weiten Horizont an Chancen, Möglichkeiten und Intelligenz zu haben, aber unsere Vergangenheit zeigt uns einen Aspekt dieses Horizontes, den die Menschen bis heute nicht nachvollziehen können, teilweise nicht einmal glauben wollen. Der Holocaust ist nicht ein Phänomen der Vergangenheit, sondern ein Phänomen der Menschheit und meiner Meinung nach sollte dies eine eröffnende Frage für jede der Generationen unserer Zukunft sein.

2.2 …watching the film "Bergen-Belsen for example"

To see all this historical photographies and material –what is it like? Do I know which feelings I have? Is it possible to get an answer? At least I’m not yet able to ask the right questions.


I blame myself for not crying and if I’m crying, I blame myself for stopping it. Counting facts, reading every book or remembering dates, places or persons is just one aspect of dealing with the past.

It symbolizes all the fights inside of my head –and this head is not able to produce an answer. What does it mean –«Bergen-Belsen«, «Holocaust«? Is it really possible to manage all these experiences and information in a rational way? I guess not. I’m insecure of my feelings and I even think about what do I have to feel.


For a short moment some sequences of the film gave me the chance to develop a kind of a clear opinion: they showed us some high-positioned members of the SS; people who caused the death of hundred thousand of Jews, minorities and political prisoners. After liberation there has been a court and some of them were judged. And so did I, for a second – it seems to be an easy solution. But projecting all my anger, sadness and other scaring feelings on a few people is too simple.


Maybe it’s just one of different emotional or cognitive tactics, putting guilt on some concrete historical persons. But it’s neither an explanation nor a way to understand, what really has happened and why it could have happened.


Therefore, I ended where I began, rotating and thinking about the meaning of being human. We are privileged by evolution to have such a wide horizon of chances, possibilities and intelligence, but our past shows us an aspect of this horizon, people cannot yet understand or sometimes even not believe.


The Holocaust is not just a phenomenon of the past, it’s a phenomenon of mankind and in my opinion it has to be an opening question for every generation in our future.

Franziska Thiele (20), Oldenburg (D), Teilnehmerin des 10. Internationales Jugendworkcamps 2004

 

3 Wie denken internationale Gäste 2004?

Milda Tubelyte (18), Panevezys (Litauen):

We have a wonderful teacher and she has friends in Germany. She asked me if I wanted to come. I think it’s a live history lesson and I find it to be interesting.


In this camp gathered many nice people. The leaders are very good and it is very funny to communicate with them. It doesn’t matter that the work is quite hard but we are very happy to do it together. We are very lucky that we working in the nature and the weather is good! The team is very friendly we have a lot of discussions but it will be best if we would speak in one language. It is very funny and good to work and communicate with people.


A very good camp! And its idea that we are not just wasting time in doing nothing but also we can learn a lot is very good!

»Wir haben eine tolle Lehrerin und sie hat Freunde in Deutschland. Sie hat mich gefragt, ob ich am Workcamp teilnehmen wolle. Ich denke, es ist eine live Geschichtsstunde und es ist sehr interessant.

In diesem Workcamp kamen viele nette Menschen zusammen. Die Leiter sind sehr gut und es ist sehr lustig, mit ihnen zu reden. Es ist nicht schlimm, dass die Arbeit recht hart ist, denn wir sind sehr glücklich, in der Natur bei gutem Wetter arbeiten zu können. Das Leitungsteam ist sehr freundlich und wir haben viele Gespräche. Es wäre viel besser, wenn wir eine Sprache sprächen. Es ist sehr lustig und gut, gemeinsam zu arbeiten und zu kommunizieren.

Ein sehr gutes Camp! Und die Idee, statt Nichtstun viel zu lernen, ist auch sehr gut.


Ruti Udler (17), Kfar-Tavor (Israel):
I’m here because I was chosen into the delegation from school. I came here to get more news about Germany and holocaust.


Wonderful idea for the youth meeting. It has a very good cause. The team is the most wonderful ever. They’re very smart and very funny. This is a good combination. This is a wonderful camp and I’m enjoying it very much. I learn a lot of things. It is the first time that I can hear opinions people from other countries. Everything is very interesting. It is the best time of my life!


»Ich bin hier, weil ich für die Delegation der Schule ausgesucht wurde. Ich kam her, um mehr über Deutschland und den Holocaust zu erfahren.


Eine wundervolle Idee für ein Jugend-workcamp. Es hat einen guten Grund. Das Team ist das Wundervollste. Sie sind klug und sehr lustig. Dies ist eine gute Kombination. Es ist ein tolles Camp und ich genieße es sehr. Ich lerne viele Dinge. Es ist das erste Mal, dass ich die Meinung von Menschen aus anderen Ländern höre.

Alles ist sehr interessant. Es ist die beste Zeit meines Lebens.


Anton Nikolaewitsch Kaminski (22), Woloshin (Weißrussland):

It’s not my first time in here. I’m fond of this work and I always enjoying it!


But it was my first time to work in a multinational workcamp. I made sure that the people from other countries are really great and friendly. I think it’s a very useful and important experience. And I’m sure that we will have great results. I must say that work in teams was not only interesting but also very emotional and useful for outlooks.

»Es ist nicht das erste Mal, dass ich in Belsen bin. Ich bin stolz auf diese Arbeit und es gefällt mir immer gut. Aber es war das erste Mal, dass ich in einem multinationalen Workcamp mitgearbeitet habe. Ich habe mich versichert, dass die Leute aus anderen Ländern großartig und freundlich sind. Ich denke, das ist eine nützliche und wichtige Erfahrung. Und ich bin sicher, dass wir gute Ergebnisse erreichen. Ich muss sagen, dass die Arbeit in Gruppen nicht nur interessant sondern auch emotional und nützlich für einen Ausblick war.

Drahoš Horváth (18), Nové Zámky (Slowakei):
I wanted to spend my holidays doing the right things which improve my knowledge about WWII.


I’m really happy that I’m here. The WW II is my favourite topic for TV documentations and books. In this camp I learn a lot of new information about it. The last but not least I met a lot of people and I hope that we will be friends forever. I never forget this camp! It was wonderful. I say thanks to all German people who organised this camp. AHOI!


»Ich wollte meine Ferien mit sinnvollen Dingen verbringen und mein Wissen über den zweiten Weltkrieg verbessern.


Ich bin wirklich froh, dass ich hier bin. Der zweite Weltkrieg ist mein Lieblingsthema für Fernsehdokumentationen und Bücher. In diesem Camp lerne ich viele Neue Dinge darüber. Und nicht zuletzt traf ich viele Menschen und hoffe, dass wir für immer Freunde bleiben. I vergesse dieses Camp nie! Es war wundervoll. I sage allen Deutschen, die dieses Camp organisiert haben, Danke. AHOI!


Anna Marczak (18), Brzezinka (Polen):
I’m here because I want to meet new people and explore new things.


I like my task in the sculpturing group. I didn’t expect work like this. And I’m surprised and I’m very happy about it. The camp is great and people too. A very nice thing for me also was that people here can communicate with each other easily even if they speak different languages. The camp team is great. And the best thing is that they are having fun with us, too.


And I’m surprised and I’m very happy about it. The camp is great and people too. A very nice thing for me also was that people here can communicate with each other easily even if they speak different languages. The camp team is great. And the best thing is that they are having fun with us, too.


»Ich bin hier, weil ich neue Leute treffen und Neues entdecken wollte. Ich mag meine Aufgabe in der Skulp-turengruppe. Ich habe nicht Arbeit wie diese erwartet. Und ich bin überrascht, dass ich sehr glücklich damit bin. Das Camp ist großartig und die Leute auch. Sehr gut für mich war, dass Leute hier einfach miteinander reden können, auch wenn sie verschiedene Sprachen sprechen. Das Camp-Team ist großartig. Und das Beste ist, dass sie auch Spaß mit uns haben.

 

4 Internationales Workcamp 2003

Bericht einer Teilnehmerin des 9. Internationalen Jugendworkcamps 2003:
Man kann nicht damit leben, aber man muss..

Vor uns liegt die Heide. Drum herum Bäume, die in den letzten 57 Jahren gewachsen sind. Schöner Park […] Die seltsame Idylle in der Heide verwirrt und macht uns die Vorstellung noch schwerer. […]


Stell dir die Schreie, das Stöhnen, die Schüsse, das Brüllen der SS-Leute vor. Du schaffst es nicht. Es geht einfach nicht. Und wenn du es doch schaffst, dann versuche, dir die Gesichter der Menschen vorzustellen.


Zwei der unzähligen Toten sind Verwandte von Hadas aus Israel. Zwei Menschen, die ein Gesicht haben und an die noch gedacht werden kann, weil Menschen, die sie lieb hatten, überlebt haben. […]


»My grandfathers’ mother and sister were murdered in Bergen-Belsen and my grandmother told me to put a stone on the grave. So every place that there were graves I put stones on. I placed a lot of stones today, because there were so many graves without names.« […]


Wir hatten alle Momente, in denen wir gedacht haben: Das kann alles nicht wahr sein!, welche, in denen wir geweint haben oder zumindest den Tränen nahe waren. Wir haben uns zurückgezogen, unsere eigenen Gedanken gedacht, aufgeschrieben, ernsthaft diskutiert...aber wir waren auch 50 Jugendliche aus acht verschiedenen Ländern und wenn wir abends zurück ins Anne-Frank-Haus kamen, waren wir meistens nass und schmutzig und völlig erledigt, wir haben uns aufs Abendessen gefreut, nach dem Abendprogramm im Nachtcafe gesessen und gequatscht, wirklich viel Spaß gehabt und besonders mit den Israelis über »ihr Land« geredet, denn wann kriegt man schon mal die Möglichkeit mit einem/r Israeli zu sprechen. Das ist anders als Nachrichten. […]


Wenn ich nach einem Tag in der Klärgrube völlig vermatscht unter der warmen Dusche stand, habe ich mir überlegt wie das Gefühl sein musste, nach der Befreiung wieder nach Hause (wenn es das auch oft nicht mehr gab und der Weg vom KZ nach Hause noch weit war) zu kommen und das erste Mal wieder warmes Wasser über seinen Körper laufen zu spüren.


Oder der Magen knurrt dir und du sagst aus Versehen: Ich sterbe vor Hunger. Dabei ist es erst vier Stunden her, dass du gefrühstückt hast. […]


Es wird im nächsten Jahr wieder ein Workcamp geben und es ist wichtig, dass sich viele dazu anmelden. Ich habe so viel mit nach Hause genommen; es ist anders als Geschichte in der Schule, es ist anders als die vielen Romane, Autobiographien und Filme, die ich gelesen und gesehen habe. Es geht tiefer, es ist schwieriger, aber man darf keine Angst davor haben. Muss man auch nicht. Und was man immer noch nicht vergessen darf und gerade in diesem Zusammenhang phänomenal wichtig ist, sind die vielen anderen Leute aus allen möglichen Ländern – denn außer Erfahrungen habe ich auch neue Freunde gewonnen.


Geändert am 21.08.2007 13:02 von Backendautor

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